Natalia Sousa
Durch Technische Superlative zum Schnellsten Grand Tourismus der Welt
Mit Hingabe zum Detail und dem Streben nach technischer Perfektion entwickelten die Bugatti Ingenieure einen bahnbrechenden Hypersportwagen. Der Chiron Super Sport bietet bugatti ein extrem an längsdynamik und einen pol der maximalen spreizung des „bugatti spectrum of performance“.
Um eine Höchstgeschwindigkeit von 440 km/h zu erreichen, reicht es nicht, nur die Leistung zu steigern. Vielmehr waren einige tiefgreifende technische Veränderungen an Karosserie, Motor und Fahrwerk nötig, um sicher und zuverlässig bei solch extremen Geschwindigkeiten fahren zu können.

Eine Höchstgeschwindigkeit jenseits der 400 km/h erfordert nicht nur einen kraftvollen Antrieb, sondern auch einen möglichst geringen Luftwiderstand. Beim Bugatti Chiron Super Sport tüftelten Ingenieure und Designer monatelang an der besten Aero-Balance, dem geringsten Luftwiderstand und dem größtmöglichen Abtrieb.
Für Geschwindigkeiten jenseits der 400 km/h ist ein ausgewogenes und sicheres Fahrverhalten entscheidend. „Nur wenn die Anströmung der Karosserie an der Front perfekt verläuft, bleiben störende Turbulenzen gering und die Luft umströmt sauber die Karosserie“, sagt Frank Heyl, Deputy Design Director bei Bugatti. Um die Turbulenzen an der Seite bestmöglich zu minimieren, integrierte das Team an der Front neu entwickelte Air Curtains – zwei flügelartige Profile – die die Luft optimal um die Ecke führen. Gleichzeitig sorgen die Air Curtains dafür, dass die Luft so lange wie möglich eng die Karosserie entlang strömt und das Fahrzeug somit stabilisiert. Dadurch sinken die Druckverluste und der Widerstand – die ideale Außenhaut zum schnellen Fahren „Shaped by Speed“. Um die perfekte Umströmung zu erlangen, arbeiteten die Experten in zahllosen Simulationsschleifen an der idealen Krümmung und Stärke des Bauteils sowie dem besten Abstand zum Hauptvolumen der Front. Zusätzliche Auslässe an den vorderen Radläufen helfen, die Aerolasten weiter auszubalancieren.
Ebenso entscheidend für eine ausgeglichene Balance bei hohen Geschwindigkeiten ist eine ideale Durchströmung der Luft durch den Vorderwagen. Dabei muss die ideale Luftmenge durch die Kühler fließen, um ausreichend Kühlluft für den 8,0-W16-Motor bei Volllast bereitzustellen. Der Luftmassenstrom durch die Wasserkühler liegt beim Chiron Super Sport etwa 8 Prozent höher als beim Chiron3, um einen thermisch perfekten Lufthaushalt zu gewährleisten. Zudem fließt ein Großteil des hohen Massenstroms mit einer hohen Austrittsgeschwindigkeit durch die neuen Air Curtains. Im Top-Speed-Modus stehen die Frontdiffusoren flacher und leiten weniger Luft in die Radhäuser.

Die neun Luftauslässe auf den vorderen Kotflügel zitieren stilistisch den Supersportwagen der 1990er-Jahre, den Bugatti EB 110. Als Super-Sport-Variante baut Bugatti den EB 110 zwischen 1993 und 1995, setzt auf Leichtbau, Leistung, Luxus sowie Exklusivität. Er wird der erste Supersportwagen mit einer Kohlefaser-Karosserie, Allradantrieb und vier Turboladern. Der V12-Turbo entwickelt über 610 PS und stellt mit dem EB 110 Super Sport mehrere Rekorde auf, darunter den für die Höchstgeschwindigkeit von 351 km/h. Beim EB 110 SS helfen fünf zylindrische Lufteinlässe beim Durchlüften des Motorraums. Beim Chiron Super Sport werden die vorderen Radhäuser durch neun ebenfalls zylindrische Luftauslässe entlüftet. Dank Computed Fluid Dynamics (CFD) Simulationen errechneten die Experten den exakten Luftdurchsatz, um die perfekte Aerobalance herzustellen. Mit den zylindrischen Luftauslässen vermeidet Bugatti, dass der Staudruck in den Radhäusern den Chiron Super Sport vorne anhebt. So erzeugt dieses Bauteil Abtrieb, ohne dabei zusätzlichen Widerstand zu erzeugen – wie das bei einem zusätzlichen Spoiler der Fall wäre. Nominell erzeugen diese Entlüftungen etwa 20 bis 30 Kilogramm zusätzlichen Abtrieb bei 380km/h und helfen damit die Balance der Abtriebe ins Gleichgewicht zu bringen.
Die neun zylindrischen Luftauslässe ragen etwa 30 Millimeter nach unten durch den Kotflügel und sind durch ein spezielles Carbon-Luftleitteil mit dem Radhaus verbunden. Dies sorgt für eine optimale Abströmung und verhindert dabei, dass Steine durch die Entlüftung nach außen gelangen. Gleichzeitig unterstützen die neuen Kotflügel eine bessere Bremsenkühlung. Wie bei einem Kamin zieht ein Unterdruck der auf der Karosserie vorbeiziehenden Strömung die Luft aus den Radhäusern. Zudem wird die Luft durch spezielle Entlüftungsschächte hinter den Vorderrädern aus den Radhäusern gesaugt. Stilistisch sind dies Elemente hinter den Vorderrädern wie Kiemen angeordnet.

Die rund vier Kilogramm leichten Kotflügel entstehen in Handarbeit aus Sicht-Carbon, bei der die Fasern über die Kanten laufen. Jeder der neun zylindrischen Entlüftungen besitzt eine andere Größe. Aus ästhetischen Gründen sind die sichtbaren Radien identisch. Zudem erfüllen die neuentwickelten Kotflügel die Sicherheitsbestimmungen hinsichtlich Fußgänger- und Aufprallschutz weltweit. Dafür wird die sehr steife Konstruktion an bestimmten Stellen abgeschwächt, um Energie zu absorbieren. Damit können sich die Kotflügel bei niedrigen Geschwindigkeiten bei einem eventuellen Aufprall verformen, bleiben bei hohen Geschwindigkeiten aber extrem steif.